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09 Juni
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01.06.2009 Die Kirschen sind reif, und Heere von Staren sind da.
Eine grellblaue Regenjacke zur Vertreibung der Stare hat im letzten Jahr geholfen. Dieses Jahr eher nicht.

Die zur Feier zum Fertigwerden des Drehbuchs von "DAS ROTE ZIMMER" gepflanzte Magnolie hat fast alle ihre Blätter verloren. Jetzt wachsen neue Blätter!

Ob ein Frosch wohl Glück bringt?
02.06.2009

Am Samstag habe ich Peter Knaack beim Casting für "DAS ROTE ZIMMER" ausführlich von dieser Szene aus "BESCHREIBUNG EINER INSEL" erzählt. Jetzt ist sie auf YouTube.

Übrigens heute Abend um 19.00 Uhr zeigt ARTE den ersten Teil eines Dokumentarfilms über Bewohner von Vanuatu (dazu gehört Ureparapara), die als Touristen London besuchen.

03.06.2009 Eigentlich hätte der Tag gestern ein absolut wunderbarer Tag werden können: meine Stimme war am Morgen unglaublich gut. Draußen strahlend blauer Himmel Trotz nächtlichem Regen gab es nur ganz wenig Nacktschnecken im Garten. Dann habe ich Wäsche gewaschen und aufgehängt, dann die Kirschen, die mir die Stare noch übrig gelassen haben, gepflückt, dann das Gras im Innenhof gemäht, zwischendurch Auflauf gekocht und dann auf den Anruf gewartet, der mir seit Wochen den Schlaf raubt. Er kam nicht. Der Film auf ARTE hat mich dann auch nicht fröhlicher gemacht. Die beiden nächsten Teile kann ich mir sparen.
Was soll ich bloß machen, wenn ich keine Filme mehr machen kann?



Die von den Staren verschonten Kirschen, und der von mir am 16. April abgesägte Kirschlorbeer im Hof fängt wieder von vorne an mit dem Wachsen. Ich dachte, dass das Wachsen schneller vor sich gehen würde. Mein Gott, auch da muss ich geduldig sein!

Eine Stunde später habe ich mine Pfingstrosen im Produktionsbüro in eine Vase gestellt. In der Hoffnung, dass es in dieser Woche noch etwas zu feiern gibt. Wenn das passiert, vergesse ich alle meine guten Vorsätze und trinke mindestens zwei Gläser Rotwein.

04.06.2009 Heute im Kopierwerk die Nullkopieabnahme des Trailers von "PINK". Alle Beteiligten sind zufrieden. Ich auch. Wegen der kurzen Einstellung mit den Prostituierten traue ich mich nicht, den Trailer auf YouTube hochzuladen. Die haben mir schließlich angedroht, den gesamten Moanakanal zu löschen, falls ich nochmal sittenverletzende Szenen zeige.

PinkTrailer from Rudolf Thome on Vimeo.
Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Das war schon immer mein Prinzip beim Filmemachen. Jetzt habe ich den PINK-Trailer auch auf YouTube.

05.06.2009 Nach dem Brötchenkaufen entdecke ich beim Auspacken zu meiner Überraschung auf der Tüte eine Werbung des Bundesfinanzministeriums. Das möchte ich zeigen - als Fremdkörper im Film -, wenn FRED in "DAS ROTE ZIMMER" Brötchen beim Bäcker kauft. Ich gehe immer noch davon aus, dass ich den Film im Juli/August drehen werde!

Übrigens: Kinostart von "PINK" ist der 20. August.
06.06.2009 Das Schlafen in der Nacht wird für mich immer schwieriger. Deshalb bin ich heute nochmal auf den Bauernhof gefahren. Muss morgen schon wieder zurück, um zu wählen. Aber auch meine Rosen wollte ich sehen. In "PINK" sagt Balthazar zu Pink in der Hängematte: "Wenn die Rosen blühen, wirst du glücklich sein." Ich bin nicht glücklich. Noch nicht. Ich bin auch nicht Pink. Zumindest jetzt nicht.

07.06.2009 Beim email-Schreiben heute Morgen auf dem Bauernhof ist mir der perfekte Terminplan für die zweite Jahreshälfte eingefallen:
Drehbeginn von "DAS ROTE ZIMMER" am 14. Juli (der Tag, an dem die Französische Revolution begann), außerdem ist es ein Dienstag, da kann am Montag der Licht-LKW und der Kamerabus beladen werden).
Am 20. August Kinostart von "PINK"
Postproduktion September/Oktober. Ende Oktober Aufführung von "PINK" auf der Viennale. Mischung von "DAS ROTE ZIMMER" vom 2. - 4. November. Nullkopie-Abnahme am 12. November und dann Teampremiere inklusive Feier meines 70. Geburtstags am Samstag, den 14. November im Delphi-Filmpalast.
Natürlich gibt's da noch etliche Fragezeichen. Vor allem die Finanzierung von "DAS ROTE ZIMMER".
08.06.2009
Ein Meeting heute im Produktionsbüro: Nicolai Zeitler, Alexandra Bisterfeld und am Computer Serpil Turhan beim Schreiben der ersten Listen für "DAS ROTE ZIMMER".
09.06.2009
Reinhold Vorschneider besucht mich im Produktionsbüro, um dort von mir zu erfahren, dass "DAS ROTE ZIMMER" in diesem Jahr nicht mehr gedreht werden kann. Ich plane jetzt einen Drehtermin für Juli/August im nächsten Jahr - vorausgesetzt bis dahin kommt eine Finanzierung zustande. Er macht mir kühne Vorschläge für eine noch weitergehende digitale Postproduktion. Während wir miteinander sprechen, sagt Serpil Turhan sämtliche für diese Woche geplanten Termine ab und wir nehmen Abschied vom Produktionsbüro, das vielleicht wieder meine Berliner Wohnung wird.

Was ich jetzt mache, weiß ich noch nicht. Klar ist, dass ich in diesem vielleicht noch wunderschön werdenden Sommer nicht nur auf dem Bauernhof Nacktschnecken einsammeln kann. Ich könnte ein neues Drehbuch schreiben und der Untergangsstimmung trotzen und in 2010 wieder mal zwei Filme drehen.
Ich hab ja jetzt Zeit. Die Cargo-Blog-Seite lese ich seit einem halben Jahr jeden Morgen: manchmal mit wunderbaren Expeditionen im Internet, aber heute höre ich da ein Interview mit Klaus Lemke (nur Ton, kein Bild). Mein Gott, lieber Klaus, was erzählst Du da für Märchen!
10.06.2009 Der Schock von gestern sitzt mir immer noch in den Knochen.
Hier kann man den PINK-Trailer downloaden (als Quicktime-Datei).
Auf der Pink-Seite gibt's auch noch eine Download
möglichkeit für den Windows Media Player.
Ich schleppe mich so durch den Tag, habe bei Trick-Wild die EPK's und APK's für den PINK-Kinostart (das sind Sachen für die Presse) abgeholt und mit ihm und seinen Mitarbeitern zu Mittag gegessen. Was sehr schön war. Ich bin total frustriert und denke, dass ich mich und das Filmemachen völlig neu organisieren muss. Wie weiß ich bis jetzt nicht.
Die einzige Alternative, die mir einfällt, wäre mit meinem Volvo gegen einen Baum fahren - aber in einem Volvo würde ich das vermutlich überleben. Von etwas Hohem runterspringen mag ich nicht und eine Schlinge um den Hals legen, wie es Guntram Brattia in "PINK" tut, finde ich überhaupt nicht lustig. Ich muss also mich und mein Leben völlig neu ausdenken. Wenn man kurz davor ist, siebzig Jahre alt zu werden, ist das kein einfacher Job.
Ich könnte auch mit dem "Moana-Tagebuch" oder von mir aus Blog aufhören???
11.06.2009

Ich bestelle beim Kopierwerk 10 Kopien von "PINK" und 50 Trailer von "PINK" und bekomme von Gabriela Schultze ein vorzeitiges Geburtstagsgeschenk. Über das ich mich sehr freue. Was es ist, ist ein Geschäftsgeheimnis.



Eine Schweizer Studentin schreibt eine Doktorarbeit über die Bilder von Uwe Lausen. Sie hatte bei ihren Recherchen in Erfahrung gebracht, dass ich ein Bild von ihm 1968/69 in meiner Wohnung hängen hatte. Es war dieses Bild. Hans Brockmann hat es mir als Leihgabe zur Verschönerung meines damaligen Büros in der Münchner Klopstockstraße gebracht. Für 700 Mark hätte ich es kaufen können. Leider habe ich das nicht gemacht, denn es wäre heute ein Vielfaches davon wert. Aber es hing über meinem Bett in der Zeit, in der ich mit Max Zihlmann das Exposé zu "ROTE SONNE" geschrieben hat. Und hat mich vielleicht beeinflusst.

12.06.2009 Am Nachmittag bin ich endlich wieder auf dem Bauernhof. Der tut meiner verwundeten Seele bestimmt gut. Falls ich eine habe. Kaum bin ich da, blitzt und donnert es und regnet in Strömen. Wie zur Begrüßung.
Von Katrin Meyer kriege ich aus Zürich den Entwurf für die "PINK"-Aushangfotos. Hier sind drei davon:




Woher wusste Hannah Herzsprung bloss, dass diese Szene aus Rivettes "Julie und Céline fahren Boot" bei mir in "BERLIN CHAMISSOPLATZ" vorkommt? Sie macht genau dieselbe Armbewegung wie Juliet Berto. "Oh le soleil" konnte sie allerdings nicht ausrufen, weil es beim Drehen dieser letzten Szene von "PINK" in Florida geregnet hat.

In den letzten Tagen habe ich aus lauter Verweiflung meinen Uralt-Nikon-Filmscanner wieder reaktiviert. Er funktioniert noch immer, obwohl er in den letzten 10 Jahren irgendwo ungeschützt und von mir längst vergessen in einer Ecke gestanden hat. Das Einscannen von Dias muss ich erst wieder lernen, denn auch das ist eine Kunst (aber besser als Kinowelt auf der "TAROT"-DVD kann ich es schon). Auf der Seite von "DIE SONNENGÖTTIN" sind einige zu sehen.
13.06.2009 Wenn ich heute damit anfangen würde, ein Drehbuch zu schreiben, wäre der erste Titel, der mir einfiele: "SCHWARZE SEELE". Gleich darauf merke ich, dass Roberto Rossellini diesen Film schon gemacht hat: "ANIMA NERA". Beim Rossellini-Buch Filme gucken, hat "ANIMA NERA" sogar Wolfram Schütte und Peter W. Jansen überzeugt.
Draußen weht ein Wind, dass man nur mit Schal und dicker Jacke rausgehen kann. Wann wird es endlich wieder Sommer?
Meine roten Kletterrosen 7 Tage später: Bald ist auch ihre Blüte vorbei und sie blühen erst wieder im nächsten Jahr.

Heute ist definitiv nicht mein Tag! Es ist ja auch der Dreizehnte. Beim Gras mähen ist ein Ast vom Kirschbaum in mein Auge gekommen. Es ist nicht kaputt, aber es tut weh und ich muss ganz viel weinen, aber wie ihr seht, kann ich noch schreiben. Wahrscheinlich ist morgen alles wieder gut. In Zukunft muss ich am Dreizehnten vielleicht einfach im Bett liegen bleiben und mich von einer Freundin verwöhnen lassen. Ich muss mein Leben ändern. Dazu ist mir heute schon nach einem langen USA-Telefonat schon ganz viel eingefallen.
15.06.2009 Der Kirschbaumast hat die Hornhaut im rechten Auge verletzt. Musste noch Samstagnacht mit dem Taxi 65 Kilometer zu der einzig weit und breit diensthabenden Augenärztin fahren. Sie war streng mit mir wie eine Militärärztin und auch nicht bereit, die Augensalbe, die sie mir in die Augen getan hat mitzugeben. Auch keine Schmerztablette hatte sie für mich übrig. Sie sagte nur ziemlich ruppig: "Da müssen Sie durch." Der wunderbare Taxifahrer hat mir die Salbe dann am nächsten Morgen samt Augenklappe mit einer Tüte Brötchen zum Bauernhof gebracht und mich dann zur Bahnstation nach Luckau-Uckro gebracht. In Berlin hat sich meine Ex-Frau dann meiner angenommen und mir sehr gekonnt noch dreimal die Salbe ins kranke Auge getan.

Jetzt (beinahe) sehe ich aus wie Sam Fuller oder Raoul Walsh.
17.06.2009 Meine Berliner Augenärztin hat mein Auge heute untersucht und gesagt, dass der Heilungsprozess der verletzten Hornhaut gut vorangekommen ist, dass ich keine Augenklappe mehr tragen muss, aber noch einen Monat lang nachts Augensalbe ins Auge tun muss. Jetzt sehe ich also nicht mehr aus wie Sam Fuller oder Raoul Walsh oder Fritz Lang oder John Ford. Jetzt warte ich auf mein neues iPhone, denn mein altes, das vor fast zwei Jahren Hannah Herzsprung während der Dreharbeiten von "PINK" für mich besorgt hat, ist beim ständig bereit sein für die Finanzierungszusage für "DAS ROTE ZIMMER" kaputt gegangen (die Reparaturkosten bei Apple hätten 210 Euro gekostet). Es funktioniert zwar noch, sieht aber eher aus wie ich selbst mit Augenklappe. Bald ist die Welt für mich wieder ein bisschen in Ordnung. Wahrscheinlich schreibe ich, wenn mein Auge wieder richtig gut ist und wenn der richtige Sommer kommt, ein neues Drehbuch. Ob das dann "Schwarze Seele" heißt, weiß ich noch nicht.

Gerade ruft mich meine Tochter Joya an und sagt mir, dass sie in der Deutsch-Nachprüfung fürs Abitur 14 Punkte gekriegt hat. Das ist eine glatte Eins. Ich bin sehr stolz auf sie.
Heute vormittag bekam ich übrigens einen Anruf von Werner Enke (von dem ich seit vierzig Jahren nichts gehört hatte): Er wollte, dass ich seine Stimme errate und ein Foto von mir (wofür genau weiß ich nicht mehr). Und dann hat er mich in eine schwierige Diskussion über die Filmformate verwickelt, mit denen wir damals unsere Filme gedreht haben. Er meinte "Zur Sache Schätzchen" sei im Format 1:1,33 gedreht worden, aber ich war ziemlich sicher, dass die damals das "kleine Breitwandformat" 1:1,66 benutzt haben. Ich konnte ihm nur sagen, dass ich meinen ersten Film in CinemaScope gedreht habe. Denn ich wollte von Anfang an richtiges Kino.
18.06.2009 Je besser ich wieder sehen kann, desto scheußlicher fühlt sich mein Tag an. Nächste Woche geht "PINK" in den Hauptausschuss der FBW, weil der Vergabeausschuss mir kein Prädikat gegeben hat. Das erinnert mich an "ROTE SONNE" oder 35 Jahre später an "ROT UND BLAU". Auf dieser Seite damals habe ich die Ablehnung wutentbrannt dokumentiert (einschließlich eines Fotos vom FBW-Gebäude): Ich weiß noch genau, ich war so zornig damals, dass ich - wenn ich die Möglichkeit gehabt hätte - Raketen auf das Gebäude abgeschossen hätte. Danach habe ich keine Filme mehr dort zur Begutachtung eingereicht. Jetzt wollte ich es noch mal wissen. Die Begründung für die Ablehnung eines Prädikats habe ich noch immer nicht bekommen.
Am 7. Juli wird "PINK" von der FSK (Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft) geprüft.
Die Organisation der Pressevorführungen für "PINK" (vorgesehen sind Berlin, München und Hamburg) macht Lavinia Reinke von Barbarella Entertainment.
19.06.2009 Ein Telekom-Mitarbeiter machte dieses Foto von mir (mit seinem alten iPhone) beim Warten auf mein neues iPhone und hat es mir dann gemailt.

Die Verschiebung der Dreharbeiten ins nächste Jahr ist jetzt 10 Tage her und macht mir noch immer zu schaffen. Heute nachmittag habe ich das Gefühl, dass ich mich beim Warten auf der Straße für das iPhone erkältet habe. Ich bin empfindlich geworden. Für Bakterien und alles mögliche Andere. Morgen fährt mich meine Tochter Joya zurück auf den Bauernhof. Da habe ich dann endlich wieder mein Auto, und da geht es mir dann vermutlich auch wieder besser!
20.06.2009 Morgen ist Sommeranfang!!!
Ich habe mich jetzt definitiv entschieden. Am 14. Juli beginne ich, da ich nicht "DAS ROTE ZIMMER" drehen kann, ein weiteres neues Drehbuch. Statt Drehen Schreiben - aufregend ist das für mich auf jeden Fall. Und wenn ich mit dem Schreiben fertig bin, startet "PINK" im Kino.
In meinem Garten blühen alle Rosen.



Die Ingrid Bergman-Rose, die ich vor zwei Jahren gepflanzt habe.

Morgen werde ich ein bisschem um diese Teichrose herumschwimmen.

Die größte Überraschung, nachdem ich mir in die Hecke einen Weg freigeschnitten habe, drei Zucchinis. Die größte allein wiegt ein Kilo. Da ich noch nie Zucchinis gepflanzt hatte, dachte ich zuerst, dass es Gurken seien.
21.06.2009

In Spiegel-Online entdecke ich heute das Rezept des ältesten Mannes auf der Erde: "Zigaretten, Whisky, wilde Frauen".
Das klingt nicht schlecht. Ich glaube aber nicht, dass ich so alt werden möchte.
Mein Tagesablauf heute: Nacktschnecken einsammeln (es sind bedeutend weniger als im letzten Jahr!!!), Wäsche waschen und aufhängen, das ca. 30 Meter lange Rosen- und Lavendelbeet vom Unkraut befreien. Zehn Prozent davon habe ich heute geschafft. Auf dem Foto unten sieht das nach mehr aus. Das heißt, ich brauche allein dafür 10 Tage.





Und immer wieder esse ich im Vorbeigehen ein paar Schwarze Johannisbeeren. Die sind so unglaublich gesund, hat meine Mutter immer wieder zu mir gesagt, dass ich damit vielleicht - wenn ich noch ein paar Filme machen kann -, die nächsten zehn Jahre durchstehe.
Heute kriege ich die Begründung für Ablehnung eines Prädikats für "PINK" (WOW! Die arbeiten wie ich auch am Sonntag.) Da ich in die Berufung gehe und das ganze damit sozusagen ein schwebendes Verfahren ist, möchte ich den Text der Ablehnung nicht veröffentlichen. Der Kern der Ablehnung freilich ist, "PINK" sei ein typischer Thome-Film, der wie immer bei Thome-Filmen das Publikum spalten wird.
Muss ich mir für künftige Filme ein Pseudonym zulegen - so wie manche amerikanischen Regisseure in der McCarthy-Zeit???
Gerade habe ich mit Hannah Herzsprung telefoniert, die in Prag dreht. Sie hat sich über meine Stimme gewundert. Ich hab ihr gesagt, dass ich damit in Zukunft leben muss. Wir wollen uns in Berlin im August treffen, wenn ich mit dem ganz neuen Drehbuch fertig bin. Sie will was für mich kochen. Es war sehr schön für mich, wieder ihre Stimme zu hören. Mein Gott, Filmemachen ist nicht irgendein Job. Wenn es gut geht, ist es fast so wie Heiraten.
Ich höre den ganzen Nachmittag schon Portishead, auch damit der Akku im neuen iPhone endlich total leer wird. Sowas soll ja bei den neuen, intelligenten Akkus wichtig sein.
Von morgens bis spät in die Nacht lese ich selbstverständlich seit einer Woche alles, was man im Internet über die Revolution im Iran lesen kann. Wenn ich jetzt drehen würde, käme das im Film vor.

22.06.2009

Die Pressevorführungen von "PINK" stehen fest:
Berlin: am 21. Juli 2009 um 13.00 Uhr im Filmkunst 66
Hamburg: am 22.Juli 2009 um 15.00 Uhr im Abaton

München:
am 24. Juli 2009 um 11.00 Uhr im Neuen Gabriel
Draußen regnet es immer wieder schon den ganzen Tag, Und auch ein bisschen Donnergrollen ist ab und zu zu hören. In Berlin nehme ich sowas kaum wahr. Aber hier auf dem Bauernhof wird mein Leben davon bestimmt. Ich kann mit dem Unkrautjäten im Rosenbeet nicht wie vorgesehen weitermachen.
Am Samstag ist Siebenschläfer. Wenn es da regnet, soll es sieben Wochen so weitergehen. Wenn das passiert, werde ich über das Verschieben der Dreharbeiten von "DAS ROTE ZIMMER" nicht mehr weinen. Denn dann haben mich die Götter des Filmedrehens vor einer Katastrophe bewahrt. So wie 2004 bei den vorgesehenen Dreharbeiten für "RAUCHZEICHEN" auf Sardinien. Da wäre ich beim Drehen im April/Mai wettermäßig untergegangen.
Sogar beim Drehbuchschreiben werde ich mich dann nicht beklagen, denn das kann ich genau so gut in meinem Arbeitszimmer machen - obwohl ich lieber draußen sitze und gleichzeitig ein Feuer mache. Immer wieder beim Holznachlegen fällt mir was Neues ein.
Ab nächsten Montag gibt es in vielen deutschen Städten (inzwischen gibt es 11 Kopien) Sneak-Previews von "PINK". Mein Vertrieb ist inzwischen für ein größeres Geschäft als für "DAS SICHTBARE UND DAS UNSICHTBARE" gewappnet. Es wird sehr spannend, was in den nächsten zwei Wochen passiert.

23.06.2009
Ich sitze im Arbeitszimmer an der Formulierung des Widerspruchs für die FBW und werde dabei immer zorniger. Draußen am Dorfteich wartet ein Fischreiher geduldig auf Fische.
24.06.2009 Es ist jetzt 8.45 Uhr. In einer Viertelstunde sieht der Hauptausschuss der FBW meinen Film "PINK". Um 12 Uhr erfahre ich, wie er entschieden hat.
Ich wollte noch den Widerspruch von Enno Patalas vom 29.11.1969 gegen die Ablehnung eines Prädikats faxen, aber das Faxgerät der FBW ging nicht. Ein Techniker musste kommen. Ich hatte die zwei Seiten inzwischen fotografiert und mit Photoshop so bearbeitet, dass der Text gut zu lesen war. Dann ging das Fax der FBW wieder. Naja, der Tag fing ziemlich spannnd an. Ich hoffe sehr, dass er gut endet.
Es ist jetzt 11.45 Uhr. Gerade bekomme ich einen Anruf der FWB: "PINK" hat das "Prädikat Wertvoll". Eine Stimme im Gremium war sogar für "Prädikat Besonders Wertvoll". Das wäre freilich eine Sensation und ein Wunder gewesen.
18.45 Uhr: Es war ein aufregender Tag heute. Viele Telefonate. Noch mehr emails. Morgen erwarte ich den 200.000sten Besucher auf der Moana-Website
Ich habe keine Möglichkeit festzustellen, wer das dann war, sonst würde ich ihm oder ihr irgendwas schenken.
25.06.2009
Um 10 Uhr bin ich bei Ralf Ahrem von Oktoberdruck und nehme die Andrucke von Plakat, Presseheft und Aushangfotos von "PINK" ab. Als ich von der Druckerei zurückkome hat die Moana-Website schon seit längerem den zweihunderttausendsten Besucher gehabt.
26.06.2009 Ich genieße heute zum erstenmal im Leben eine chinesische Fussreflexzonenmassage und schließe danach entspannt und fröhlich einen Drehbuchbearbeitungsvertrag für "DAS ROTE ZIMMER" mit Livia Theuer. Der Vertrag sieht zwar reichlich provisorisch aus, enthält aber alle wichtigen Punkte und wie alle, die jemals mit mir Verträge gemacht haben, wissen, gilt das, was ich sage - so wie früher bei Samuel Goldwyn oder Joe Levine.

Soeben mailt mir mein Verleih die erste gedruckte PINK-Kritik von Thomas Groh in "Splatting Image" als jpeg. Ich habe sie auf meinen großen Computer geladen und tippe sie jetzt mühsam (da auch schwer lesbar) ab. Morgen früh spätestens kann man sie auf der Pink-Seite unter Kritiken lesen. So sieht dieses computertechnische Kunststück bei mir aus (tut mir leid, ich bin und bleibe ein Computerfreak bis ich tot bin).

Ich hab's geschafft. Hier ist die Kritik:

Die Reise ins Glück

An männermordenden Frauen ist zumindest das Frühwerk von Rudolf Thome - wir erinnern uns an Uschi Obermaier in DETEKTIVE (1969), noch mehr aber in ROTE SONNE (1970) - nicht arm. Mord durch Heirat scheint dann doch neu. Zumindest bringt sich der erste von drei Gatten, welche die "Punk-Dichterin" Pink (großartig: Hannah Herzsprung) im Verlauf des nach ihr benannten Films ehelicht, nach Verlassenwerden um. Zwischen seinem ersten morgendlichen Liebesbrief nach der Hochzeitsnacht und dem mit Farbe groß in die Küche hingeschmierten Abschiedsbrief - "Tschau" - liegen in der erzählten Zeit wenige Wochen. Thome schnippst sie mit der lässigen Geste einer Ellipse weg, ganz einfach so.
Ganz einfach so, das sind die magischen Worte, nach denen PINK funktioniert. Die Geschichte, ein Märchen - ganz einfach so: Pink hat drei Lover. Der eine ist wohlhabend, Geschäftsmann mit Herz, der zweite noch einen Tick wohlhabender, aber auch schon ein Aas. Der dritte hat einen idyllischen Bauernhof, ist ein bißchen verträumt und singt beim Wäscheaufhängen gern sehr schräg. Pink ist, ganz einfach so , "Punk-Dichterin" - was immer das sein mag - mit schwarzer Perücke und, ganz einfach so, damit so erfolgreich, daß sie sehr passabel auskommt. Au der Bahnfahrt zur Lesung wird sie, auch ganz einfach so, angesprochen, weil sie so berühmt ist. Und ganz einfach so wissen die drei Lover voneinander und stehen, nach der Lesung, ganz einfach so,zu dritt mit Blumen in einer Reihe, ein bißchen deppert wie begossene Pudel, wie verliebte Jungs mit Blumen eben gerne aussehen.
Der Anlaß für solche Aufwartung ist glücklich: Pink will zur Ruhe kommen und einen von den dreien heiraten. Nicht ihr Herz, die Kalkulation fällt die Entscheidung. Das Für und Wider jedes einzelnen wird in Zahlen übersetzt, am Ende zählt das unterm Strich. Das ist beim ersten, wie gesagt, alsbald ein Reinfall, man weiß auch nicht recht, weshalb. Jedenfalls baumelt er dann am Strick, ganz einfach so. Und ganz einfach so steht der Zweite auch noch immer bereit. Es wird gereist, erst mit, dann ohne Pink. Was - über den Umweg einer lesbischen Affäre, ganz einfach so -zur Ehe mit dem Dritten führt. Zum Bauernhof, zum Baum, zum Eheglück: Adam und Eva ganz einfach in ihr ganz eigenes Paradies zurückgespiegelt.
Man kann eine solche Märchenfantasie gewiß recht bieder finden, vielleicht als konservativen Backlash. Zur Berlinale, wo Thomes Film schon von vornherein ins profillose Nebengleis der dubiosen "Pecial"-Sektion und damit in den toten Winkel der Aufmerksamkeit abgeschoben wurde, wurden solche Stimmen im Publikum genauso wie in der (spärlichen) Berichterstattung laut. Und doch tun sie diesem wunderbaren Film ganz schrecklich Unrecht, schlimmer: Sie bringen sich um ein kleines, aber dafür ganz bezauberndes Filmwunder.

Denn Aussagekraft über die paar Leute, die in PINK gezeigt werden, hinaus, beansprucht der Film ganz einfach wegen seines "ganz einfach so", an keiner Stelle. Er zeigt Menschen, sehr sonderbare obendrein, die, wahlweise, ihr Glück finden oder auch nicht, aus der jeweiligen individuellen Verfaßtheit heraus. Der Bauernhof - regelmäßigen Lesern von Thomes Website glasklar als dessen eigener erkenntlich -ist nichts mehr als ein Ort des erfüllten Glücks nur für diese beiden Menschen. Aber eben auch nichts weniger (und zur moralischen Fabel -Liebe läßt sich nicht berechnen! - schwingt sich PINK in all seiner Lässigkeit, seiner Lust am Erzählen ohnehin an keiner Stelle auf; daß Liebe sich nicht berechnen läßt, nimmt man für den einen Moment zur Kenntnis, nach dem solche Weisheit auch schon gar nicht mehr im Fokus steht).

Wie sehr Thome dieser Ort, dieser Hof am Herzen liegt, läßt sich auf seiner Website im übrigen gut nachvollziehen: Seit Jahren bloggt Thome von dort, nur um es überhaupt erst jetzt bloggen zu nennen, und in erster Linie schreibt er dabei vom täglichen Werk auf dem Hof: Von ausgestellter Idyllsucht genauso weit weg wie von Heidegger'schen Holzbänken und Trampelpfaden. Thome schreibt und filmt, ganz einfach so.

Unter den Prämissen dieser oft so fürchterlichen Veranstaltung, die sich gemeinhin "deutscher Film" bezeichnet, wäre eine Geschichte, wie PINK sie erzählt, freilich mit beschaulichem Sülz arg und ärger übertüncht. Nichts davon bei Thome, der auch 40 Jahre nach seinem Debüt noch immer "junges Kino" macht: Sein PINK steckt voller Ideen, die nie prahlen, steckt voller entzückender Momente, die flüchtig durch den Film wehen und gleich wieder verschwinden, ganz einfach so, als könnte dieser Thome - dieses Jahr wird er 70 - es noch immer nicht fassen, daß ausgerechnet er es ist, der eigene Filme dreht, ganz einfach so. Dbei bleibt er wendig und einfallsreich und lockerleicht da, wo sonst das deutsche Kino, in genau solchem Vorhaben zur bleiernen Schwere neigt.

PINK also ist ganz große Kunst im Kleinen. Und einer der schönsten, witzigsten und überraschenden Filme des Jahres. Ganz einfach so.

Thomas Groh in "Splatting Image" Nr. 78 (Juni 08)

27.06.2009


Der Himmel ist grau und aus den grauen Wolken tröpfelt und regnet es immer wieder. Das also ist das Wetter am Siebenschläfer. Wenn die alte Wetterregel recht hat, sieht es in den nächsten sieben Wochen so ähnlich aus. Mein Garten verwildert immer mehr, denn wenn das Gras so nass ist, kann ich nicht mähen. Ich dachte, dass ich das ab 14. Juli zu schreibende Drehbuch vielleicht draußen schreiben könnte. So wie früher und beim Schreiben nackt in der Sonne sitzen. Aber wenn das so weiter geht mit diesem Nicht-Sommer, muss ich drinnen bleiben.
Die Kritik aus "Splatting Image" von gestern wärmt wenigstens ein bisschen meine erkaltende, schwarze Seele. Es tut gut, verstanden=richtig gesehen zu werden.
Von den PINK-Sneak-Previews kriege ich inzwischen ganz andere Sachen zu hören. Da das Publikum, das sowas macht (einen Film anschauen, ohne irgendeine Ahnung, was auf es zukommt) ganz offensichtlich nicht mein Publikum ist, muss ich auch mit diesen Reaktionen leben. Ich bin nicht Jean-Marie Straub, der so um 1967/68 zu mir sagte, dass seine Filme (in München) besser nicht im Theatiner Filmkunst, sondern im Schiller-Kino, das damals hauptsächlich drittklassige Western gespielt hat, laufen sollten. Die Leute, die dahin gehen - dachte er - würden seine Filme richtig, ohne Kunstbrille, sehen können. Ich dachte schon damals, dass er nicht recht hat, heute erfahre ich es am eigenen Leib. Zwischen der Musik von Bach und sagen wir mal, naja ich greife ein bisschen hoch, Madonna, liegen Welten. Zwischen dem, was die Sneak-Preview-Zuschauer von "PINK" sehen möchten und dem Film, den sie sehen, auch.
Vielleicht muss ich einen Film machen, der die Erwartungshaltung von diesen Sneak-Preview-Zuschauern fünfzehn Minuten lang bedient, und sie dann in eine völlig andere Welt entführt. In eine Welt des Kinos, so wie ich es verstehe. Darüber muss ich beim Schreiben des neuen Drehbuchs sehr genau nachdenken.

28.06.2009


Das ist heute das Feuer für die Götter und Göttinnen der Filmfinanzierung. Mögen sie mir endlich gewogen sein und endlich Ja-Sagen für "DAS ROTE ZIMMER". Nach diesem Feuer ist meine Scheune wieder leer und sieht so ordentlich und sauber aus wie zu Ostern. Ich brauche Ordnung, um mit einem neuen Drehbuch anfangen zu können. Aus lauter Glück über diese wiederhergestellte Ordnung habe ich dann auch noch mit Schutzbrille ein Drittel des Gartens gemäht (obwohl heute Sonntag ist und meine Nachbarn durch den Lärm des Rasentraktors in ihrer Sonntagsruhe gestört werden). Dazwischen habe ich auch noch das gröbste Unkraut in meinem Rosen/Lavendelbeet rausgerupft. Die Nacktschnecken, die sich da pudelwohl gefühlt haben, habe ich ins Feuer geschmissen. Da haben sie sich bei 500 Grad ruckzuck ohne zu leiden in Rauch aufgelöst. Kann sein, dass es für sie schöner ist, in meinen Bierfallen zu sterben, aber in dieser wahnsinnigen Hitze gab es für sie zwischen Leben und Tod nur Sekundenbruchteile. Wenn es heute Nacht nicht regnet, kann ich morgen das Mähen zuende machen. Der Himmel sieht allerdings schon wieder total grau aus.
Alles ist möglich: beim Wetter, beim Drehbuch schreiben, beim Filmemachen, beim Schreiben über meinen letzten Film "PINK". Ich muss immer auf alles gefasst sein.

29.06.2009
Ich setze die Unkrautrausrupfarbeit im Rosen- und Lavendelbeet fort, die ich vor einer Woche angefangen habe. Allerdings nicht mehr so ordentlich und gründlich. Nur gerade soviel, dass die Rosen und Lavendel besser wachsen können.. Vier Schubkarren mit Unkraut werden damit voll. Der Schweiß läuft mir in Strömen herunter und die Fliegen, die ihn gerne riechen, stürzen sich wie Kamikazeflieger auf mich. Am Ende des Beets, wachsen 5 Dahlien (von 10 gepflanzen Knollen). Fast alle sind auch schon reichlich wie letztes Jahr von Nacktschnecken angefressen. Trotz einer von Anfang an aufgestellten Bierfalle. Ich lerne, was Nacktschnecken am liebsten haben: zuerst Eisbergsalat, dann Dahlien und dann erst Bier.

Wenn diese winzig kleinen Pflänzchen ihre Blüten öffnen, gibt's ein Gewitter. Das sagt auch die offizielle Wettervorhersage für heute voraus.

Diese Raupe entdecke ich auf meiner vor drei Monaten - nach der Fertigstellung des Drehbuchs von "DAS ROTE ZIMMER" - gepflanzten Magnolie. Da hat sie nichts zu suchen. Ich transportiere sie sanft woanders hin.
30.06.2009

Ich bereite das Zimmer in dem rotgestrichenen Anbau (intern heißt das Zimmer Oleanderzimmer) darauf vor, dass ich drinnen - wenn es draußen regnet - das neue Drehbuch schreiben kann. Das heißt, alle Spinnweben und Spinnen und die Fliegenreste absaugen, dann alles nass wischen. Dort habe ich im Winter "DAS SICHTBARE UND DAS UNSICHTBARE" geschrieben. Draußen lag Schnee, und ich habe im Schnee ein Feuer gemacht.
In diesem Jahr wird das Schreiben hoffentlich leichter! Zumindest wettermäßig.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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